Forschungsagenda (Baustein I)
Die Fleischindustrie als Teil der Bioökonomie: Internationalisierung, Arbeitsgeographien und hegemoniale Strategien
Bioökonomiestrategien formulieren gemeinhin das Ziel, biogene Ressourcen auf eine ökologisch und sozioökonomisch nachhaltige Weise zu erzeugen und zu nutzen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen nötig.
Die Fleischindustrie stellt als führender Teil der deutschen Ernährungswirtschaft einen Kernbereich der Bioökonomie dar. Sie wird – global betrachtet – ökonomisch weiterwachsen und ist bereits in den vergangenen Jahren zu einem Hotspot gesellschaftlicher Auseinandersetzungen geworden. Dabei geht es zum Beispiel um die Arbeitsbedingungen unter anderem migrantischer Beschäftigter, den Umgang mit Tieren, ökologische wie gesundheitliche Folgen der Tierhaltung und -verarbeitung sowie um die politische Regulierung dieser Bereiche. Auch die Auswirkungen globaler Fleisch-Wertschöpfungsketten auf lokale Produktionsverhältnisse und Ernährungsweisen sind ein wichtiges Forschungsfeld.
Vor diesem Hintergrund widmet sich unsere Nachwuchsgruppe gemeinsam den Forschungsfragen:
- Welche Strategien verfolgen Unternehmen der Fleischwirtschaft in verschiedenen Handlungsfeldern, die für eine nachhaltige Entwicklung relevant sind, und auf verschiedenen Maßstabsebenen?
- Wie werden diese Strategien vor dem Hintergrund politisch-ökonomischer Entwicklungen und in Beziehung zu staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren geformt?
- Welche Bedingungen für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen im Bereich Bioökonomie ergeben sich daraus?
Diese Fragen werden anhand von drei thematischen Bausteinen in sechs Teilprojekten konkretisiert und operationalisiert, über die Sie hier mehr erfahren (siehe auch Grafik unten). Wir betrachten Unternehmensstrategien im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Strukturen sowie sozialen und politisch-kulturellen Verhältnissen. Theoretisch-konzeptionell beziehen wir uns auf Ansätze der kritischen politischen Ökonomie, der Arbeitssoziologie, der geographischen Ungleichheits- und der Hegemonieforschung.
Unser Verständnis von Nachhaltigkeit impliziert eine vernünftige Regelung des Verhältnisses zwischen den Menschen sowie zwischen den Menschen und der Natur (also auch den Tieren). Sie erlaubt allen Menschen würdige und gerechte Bedingungen der Arbeit und Produktion, der Reproduktion und des Konsums. Das Projekt bezieht verschiedene nachhaltigkeitsrelevante Ebenen ein – ökonomisch geographische Strategien ebenso wie solche in den Bereichen Arbeit, Politik und Kultur.
Die Nachwuchsgruppe ist am Institut für Geographie im Fachbereich Erdsystemwissenschaften an der Universität Hamburg angesiedelt. Sie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms zur Förderung von Nachwuchsgruppen „Bioökonomie als gesellschaftlicher Wandel“ gefördert.
Projektlaufzeit: 2023-2028