Internationalisierung (Baustein II)
Mit dem starken Wachstum der weltweiten Fleischproduktion, die sich in den vergangenen sechzig Jahren verfünffacht hat, nehmen auch Debatten über die Nachhaltigkeit der globalen Nahrungsmittelproduktion zu. Insbesondere in China, aber auch in Brasilien, in den USA und in der EU ist die Produktion von Fleisch angestiegen – in Deutschland ist sie zuletzt gesunken, nachdem sie zuvor über viele Jahre auf ein historisches Hoch gestiegen war. Produktionsdaten auf nationalstaatlicher Ebene bilden allerdings nicht ab, welche Rolle Konzerne, die nicht nur in ihren Herkunftsländern operieren, bei der Ausweitung der Fleischproduktion spielen. Der Einfluss von Unternehmen in Fleisch-Wertschöpfungsketten auf sozioökonomische Nachhaltigkeit muss vor dem Hintergrund globaler Produktions- und Handelsverhältnisse auf verschiedenen geographischen Maßstabsebenen untersucht werden.
Die Teilprojekte dieses Bausteins analysieren daher Internationalisierungsstrategien der Fleischindustrie in verschiedenen geographischen, politisch-ökonomischen und kulturellen Kontexten. Sie untersuchen auch, wie sie sich auf lokale Produktionsverhältnisse, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit und nachhaltige Ernährungssysteme sowie auf internationale Ungleichheitsverhältnisse auswirken. Dabei werden vergleichende Analysen zwischen den Strategien deutscher Fleischunternehmen und jenen beispielsweise chinesischer Unternehmen einbezogen, die strategisch auf Süd-Süd-Beziehungen orientieren.
Internationalisierungsstrategien der Fleischindustrie und Implikationen für die nachhaltige Entwicklung (Teilprojekt 1)
Verantwortliche: Prof. Dr. Christin Bernhold
Unternehmen der deutschen Fleischindustrie haben sich in den vergangenen zwanzig Jahren zunehmend über den hiesigen Markt hinaus orientiert – sowohl durch Warenexporte als auch durch ausländische Direktinvestitionen, beispielsweise in Polen oder Spanien. Das Teilprojekt untersucht solche geographischen Expansionsstrategien in Fleisch-Wertschöpfungsketten und ihre Gründe aus wirtschaftsgeographischer Perspektive. Es erforscht, von welchen politischen und ökonomischen Faktoren die Internationalisierungsstrategien abhängen und welche Implikationen sie haben, insbesondere hinsichtlich lokaler Produktionsverhältnisse und nachhaltiger Ernährungssysteme sowie in Bezug auf Strukturen und Prozesse ungleicher Entwicklung.
Chinesische Investitionen in die argentinische Fleischindustrie und Implikationen für die nachhaltige Entwicklung (Teilprojekt 2)
Verantwortliche: Dr. Emilia Ormaechea
Das Teilprojekt analysiert die Fleischindustrie in Argentinien und konzentriert sich dabei auf die Investitionen und Strategien chinesischer Akteure, die ein großes Interesse an der Produktion von Fleisch in Argentinien bekundet haben. Der wachsende Export von Fleisch nach China und die Ankündigung großer Investitionsprojekte sind Teil eines geopolitischen Kontextes einer verstärkten Annäherung zwischen China und Argentinien. Diese geschieht jedoch auf der Grundlage von Hierarchien und Ungleichheiten zwischen den beiden Ländern. Vor diesem Hintergrund untersucht das Projekt die Fleischindustrie in Argentinien sowie die auf sie orientierten Entwicklungsstrategien und ihre Auswirkungen auf Produktionsbeziehungen, wirtschaftliche Nachhaltigkeit und Ungleichheitsverhältnisse innerhalb Argentiniens sowie zwischen China und Argentinien. Dazu werden die Beziehungen chinesischer Akteure zur argentinischen Politik, zu lokalen wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren sowie die Auswirkungen der dominanten Produktionsstrategien auf die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele beleuchtet.