Forschung
Die Komplexität des Aufbaus der Erde mit ihren marinen Becken, Gebirgen und Vulkanen ist nachhaltiger Beweis für die großskaligen, dynamischen Prozesse, die im Erdmantel, der Lithosphäre, Hydrosphäre, Atmosphäre und Kryosphäre stattfinden. Die Art und die nicht-lineare Wechselwirkung dieser Prozesse werden zunehmend wichtig für die Menschheit, da sie durch die schnell wachsende Bevölkerungsdichte, die Entstehung neuer Megastädte, die globalen und komplexen Transport- und Kommunikationsmöglichkeiten und die Vernetzung der Strukturen zunehmend verletzbar wird. Daher ist es von höchster Wichtigkeit, die dynamischen Prozesse unserer Erde und die damit verbundenen Risiken besser zu verstehen.
Aus diesem Grunde betreibt das Institut für Geophysik an der Universität Hamburg intensive Erdsystemforschung, die sich unter den Oberthemen „Erkundung von Georisiken“ und „Sicherung natürlicher Ressourcen“ zusammenfassen lassen.
Die Erkundung von Georisiken umfasst dabei Prozesse, die mit
- Erdbeben (z.B. Quellen seismischer Energie, Bruchprozesse in Störungszonen und der Einfluss von Fluiden auf diese),
- Vulkanismus (z.B. Magmaaufstieg, Magmaakkumulation und Eruptionsprozesse innerhalb und außerhalb des Vulkanschlotes, Wechselwirkung mit der Atmosphäre),
- Tektonik (Platten- und Salztektonik und ihr Einfluss auf den Erd- und Meeresboden), und
- Hangrutschungen (Auslösemechanismen und Konsequenzen)
verknüpft sind. Die zeitlichen Abläufe dieser Prozesse variieren zwischen Bruchteilen von Sekunden (z.B. Erdbeben, Vulkanausbrüche) und Millionen von Jahren (z.B. Beckenentstehung, Schmelzmigration), was ein weites Spektrum an Beobachtungsmethoden und Modellierungstechniken erfordert.
Neben der Erfahrung, diese spezifischen Forschungsprojekte auf dem Land oder in marinen Bereichen durchzuführen, verfügt das Institut für Geophysik einen gut ausgestatteten Instrumentenpark. Mit Hilfe dieser Instrumente sind wir in der Lage, den Untergrund unter Anwendung seismischer Techniken detailliert darzustellen, das Magnet- und Schwerefeld zu messen, Erdbeben zu analysieren und Deformationsprozesse am Meeresboden zu erfassen. Desweiteren können wir simultan eine Vielfalt physikalischer Parameter während Vulkaneruptionen messen. Einige der von uns eingesetzten Instrumente sind Prototypen bzw. Eigenentwicklungen des Instituts. Zudem verfügt das Institut über ein Labor, in dem Modellversuche zur Magma-Ausbreitung, zur Dynamik an Subduktionszonen und zu vulkanischen Prozessen durchgeführt werden können.
Mit Hilfe numerischer Modelle sollen unsere Hypothesen der Wechselwirkungen zwischen den unterschiedlichen Vorgängen im Erdsystem überprüft werden.