Historie
Seit 1898 Erdbebenmessung in Hamburg
Der Wiechert'sche Seismograph | ||
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Kaiserliche Hauptstation für Erdbebenforschung in der Jungiusstrasse in Hamburg um 1905 |
Die Hamburger Erdbebenwarte ist aus einer Privatsammlung ihres Stifters Richard Schütt hervorgegangen. Der erste Horizontal-Seismograph (Rebeur Ehlert) wurde am 17. Juli 1898 auf seinem Privatgrundstück in Hohenfelde in Betrieb genommen. 1903 wurde die Station als eine von acht kaiserlichen Hauptstationen für Erdbebenforschung in den internationalen Dienst gestellt. Dazu ließ Schütt zum zweiten Mal eine Erdbebenstation erbauen (ca. 60.000 Reichsmark), diesmal in der Jungiusstraße. Er übergab diese mit allen erforderlichen Instrumenten und Einrichtungen (horizontal Pendel Rebeur-Ehlert und Hecker, Seismograph Wiechert, sowie zwei astronomische Uhren von Riefler) voll betriebsfähig der Oberschulbehörde als freies Staatseigentum. Ferner übernahm er die Personal- und Betriebskosten für die Erdbebenwarte und die Herausgabe der “Mitteilungen der Station Hamburg”. Die Erdbebenwarte war Abteilung des Physikalischen Staatslaboratoriums und war das Forum des geophysikalischen akademischen Lebens in Hamburg. Mit der Gründung der Universität im Jahre 1919 wurde die Erdbebenwarte Teil der Geophysik in der Universität Hamburg. Die hochempfindliche Station hat bis in die 1980er Jahre Erdbeben registriert und wird nun erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie ist momentan im Foyer des Geomatikums ausgestellt.
Richard Schütt, Kaufmann (1864-1943): |
Emil Wiechert. Professor (1861-1928): |
Meßprinzip des invertierten Horizontalpendels:
Der Seismograph arbeitet wie ein invertiertes Pendel. Die Masse (M) von einer Tonne bleibt in Ruhe, während sich der Rahmen mit dem Boden bewegt. Zwei kleine Blattfedern (C) halten die Masse im Gleichgewicht. Die Luftdämpfung (Kolben H) unterdrückt die Eigenresonanzen. Der Seismograph verstärkt über ein Gestänge die Bodenbewegung um den Faktor 200 bevor sie über einen Schreibarm (Q) aufgezeichnet wird. Eine Neigung der Masse von 1/3600 Grad erzeugt einen Nadelausschlag von 24 mm. Aufgezeichnet wurde auf Rußpapier mit gleichmäßigem Papiervorschub, wobei die Zeit durch astronomische Uhren kontrolliert wurde. |
Historische Beben-Aufzeichnungen in Hamburg auf Rußpapier
Erdbeben bei Messina, 28. Dez 1908, |
Erdbeben im Iran, 23. Jan 1909, |
Horizontalpendel Station
Dies war die private Erdbebenwarte von Richard Schütt in Hohenfelde. Sie war von 1898 bis Nov. 1905 in Betrieb.
Daten:
Geografische Breite: 53° 33' 55'' N Geografische Länge: 10° 01' 19'' E Höhe: 15 m ü. NN Seismometer: 3 Horizontalpendel Rebeur-Ehlert 80 fache Vergrösserung
Hauptstation für Erdbebenforschung
Nov. 1905 bis Juni 1942, Jungiusstrasse
Daten:
Geografische Breite: 53° 33' 33'' N Geografische Länge: 9° 58' 52'' E Höhe: 14,9 m ü. NN Seismometer: horizontal Pendel Hecker V=32 Wiechert horizontal V=190 Wiechert vertikal V=200 ab 1912
Die Station in Hamburg-Harburg
Von 1954 bis 1997 befand sich die Hamburger Erdbebenstation in Harburg. Der Wiechert'sche Seismograph war dort bis in die 80er Jahre in Betrieb. Ab 1975 wurde er durch ein moderneres Gerät ergänzt. Mit der Fertigstellung der nahegelegenen Autobahn A7 und dem darauf rollenden Schwerlastverkehr wurden die Unruhen im Boden und die damit verbundenen Erschütterungen zu groß. Die neue Heimstätte wurde schließlich in den Kalkhöhlen von Bad Segeberg gefunden.
Daten:
Stations Code: HAM Geografische Breite: 53° 27' 54'' N Geografische Länge: 9° 55' 29'' E Höhe: 30,2 m ü. NN Seismometer: Wiechert horizontal und vertikal Mars 3-Komponenten ( 1975-1997 )
Die neue Station in Bad Segeberg
Die neue Erdbebenstationen steht seit 1995 in Bad Segeberg isoliert von den vom Menschen verursachten Störgeräuschen am Grund der Bad Segeberger Höhle. Diese Station gehört zu einem Netz von modernen Stationen, dem Deutschen Regionalnetz (GRSN - German Regional Seismic Network). Das GSRN ist in der Lage, seismische Wellen von Schadensbeben weltweit zu registrieren und diese Beben schnell zu lokalisieren.
Die Station in Bad Segeberg ”lauscht” kontinuierlich nach Erdbebenwellen von entfernten, aber auch von lokalen Erdbeben. "Live"-Seismogramme dieser Station finden Sie hier.
Daten:
Stations Code: BSEG Geografische Breite: 53° 56' 7,1'' N Geografische Länge: 10° 19' 0,8'' E Höhe: 40 m ü. NN Seismometer: Streckeisen STS-2 Frequenzbereich: 0.0125 Hz < f < 40 Hz