Nachruf Prof. Hirschleber
30. Juni 2020, von PDC
Am 22.05.2020 verstarb der Geophysiker Prof. Dr. Hans Bodo Hirschleber im Alter von 86 Jahren. Nach dem Geophysikstudium an der TU Clausthal fand er eine Anstellung als Akademischer Rat an der Universität Hamburg, wo er 1975 promovierte. 1984 wurde er an der Universität Hamburg zum Professor ernannt und leitete fortan bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahr 1996 die Abteilung Reflexionsseismik. Gemäß der damaligen Orientierung des Instituts auf marine Geophysik konzentrierten sich seine wissenschaftlichen Aktivitäten im Wesentlichen auf die Akquisition, Auswertung und Interpretation mariner seismischer Daten.
Hans Bodo Hirschleber hat an einer Vielzahl mariner Schiffsexpeditionen teilgenommen, von denen er einige als Fahrleiter absolvierte. Unterschiedliche Forschungsschiffe führten ihn zu Erkundungen nach z.B. Westafrika, in die Nordsee, Skagerrak und Kattegat. Mit der neuen Meteor leitete er unter Beteiligung von Wissenschaftlern der Universität Bergen und des Bundesamtes für Geowissenschaften und Rohstoffe eine Expedition ins Lofotenbecken. Zusammen mit Wissenschaftlern der Universitäten München und Bochum führte er geophysikalische Untersuchungen im Bereich des Mediterranen Rückens erfolgreich durch, wobei die Ergebnisse dieser Ausfahrt die Grundlage für Tiefbohrungen in diesem Bereich lieferten.
Zu den großen Errungenschaften seiner Tätigkeit am Institut für Geophysik gehört die Beschaffung von umfangreicher Hardware zur Akquisition mariner reflexionsseismischer Daten. Der von Bodo Hirschleber eingeworbene Gerätepark repräsentierte in diesem Bereich den „state of the art“ dieser Zeit und umfasste neben einem 2400 m langem Streamer, Airguns und Sleeveguns sowie Elektronik zur Datenaufnahme auch vier Kompressoren, zum Betreiben der Guns.
Hans Bodo Hirschleber war von 1985 bis 1986 stellvertretender Institutsdirektor und von 1986 bis 1990 Institutsdirektor am Institut für Geophysik der Universität Hamburg. Die Betreuung und Unterrichtung von Studierenden war ihm eine Herzensangelegenheit, der er sich mit Hingabe und viel Einsatz widmete. Dieser Einsatz wurde von Studierenden sowie Kolleginnen und Kollegen gleichermaßen geschätzt. Wir werden Bodo Hirschleber nicht nur als geschätzten Lehrer und Wissenschaftler in Erinnerung behalten, denn gerade in schwierigen Zeiten hat er sich durch seine Kompromissfähigkeit und seine besonne ausgleichende Art für das Institut als Fels in der Brandung erwiesen und damit eine Mentalität geprägt, die weit nach seinem Ruhestand Spuren im Institut hinterlassen hat. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen. Hans Bodo Hirschleber hinterlässt seine Frau, zwei Söhne und drei Enkelkinder.
Dr. Ali Dehghani, Prof. Dr. Matthias Hort, Prof. Dr. Dirk Gajewski