Die ethnische Dimension des Alpintourismus im tropischen Afrika.
Fallstudien aus den Gebirgsregionen von Mt. Kenya, Kilimandscharo und Ruwenzorie
gemeinsam mit Prof. Dr. Ernst Steinicke, Universität Innsbruck
Laufzeit: 2011 - 2012
Finanzierung: Universität Innsbruck, Aktion "Swarovski"
Neuburger, M. & Steinicke, E. (2011): Alpine Tourism in Tropical Africa and Sustainable Development? Ugandan Rwenzori and Mt. Kenya as Case Studies. In: Journal of Sustainability Education 2012.
URL: www.SustEd.org
Abstract
Aufgrund der in den letzten Jahrzehnten erfolgten Ausweitung des internationalen Alpintourismus mit seinen vergleichsweise hohen Beschäftigungseffekten hat dieser Wirtschaftsbereich beträchtliche Auswirkungen auf die Livelihood-Stile v.a. in hochgebirgsnahen subsaharischen Gegenden. Dabei darf nicht übersehen warden, dass die am Berg arbeitenden Personen (FührerInnen, TrägerInnen u.a.) nicht nur einen wesentlichen Teil ihres monetären Einkommens aus dem Tourismus beziehen, sondern sich dadurch auch Zugang zu wirtschaftlichen Netzwerken und Fortbildung im Tourismus schaffen sowie durch internationale Kontakte gelegentlich Jobangebote im Ausland erhalten.
Zahlreiche Studien belegen die extrem hohe ethnische Diversität in den Ländern südlich der Sahara. Befasst man sich dort mit sozio-ökonomischen Prozessen und Fragen zu Livelihoods, so darf die ethnische Dimension nicht außer Acht gelassen werden.
Die Relevanz, sich speziell mit dem Alpintourimus auseinanderzusetzen, liegt darin, dass das ethnische Mosaik nirgendwo in den jeweiligen Ländern bunter ist als in den Gegenden unmittelbar um die afrikanischen Hochgebirge, sodass die Tourismusentwicklung gerade in diesen Regionen zu ethnischen Spannungen beiträgt. Wie unsere Beobachtungen zeigen, ist es in der Regel das Privileg einer gewissen lokalen ethnischen Gruppe, die Livelhood-Kapitalien zu nutzen und auszubauen. Daraus ergibt sich auch die Hypothese, dass der entscheidende Zugangsmechanismus in den ethnisch-sozialen Netzen zu finden ist. Folglich kann festgehalten werden, dass der Alpintourismus ungleiche Verteilung des Einkommens generiert und damit soziale Unausgewogenheit der verschiedenen Livelihood-Stile entlang ethno-sozialer Strukturen verstärkt. Studien zu diesem Themenkreis fehlen über die tropischen Hochgebirge Afrikas gänzlich. Daher versucht vorliegender Projektvorschlag einer internationalen Forschungskooperation diese Lücke zu schließen.
Um die Beziehungen zwischen Alpintourismus und Ethnizität studierern zu können, erscheinen unter der Vielzahl der Hochgebirge südlich der Sahara die Gebiete um Kilimandscharo, Mt. Kenya und Ruwenzori geeignete Modellregionen zu sein. Anhand dieser drei Räume versucht das Projekt folgende zwei Fragenkomplexe zu analysieren: a) der Nutzen des Alpintourismus auf lokaler und regionaler Ebene, b) der Differenzierungsprozess von Livelihood-Stilen und deren Entwicklungspfade entlang ethno-sozialer Netzwerke im Zusammenhang mit dem expandierenden Alpintourismus.
Die Konzeption der Studie folgt der Access Theorie und dem Livelihood-Ansatz. Da ethno-soziale Prozesse auf Ebene von Gemeinde und Region in Arbeiten zu Livelihood-Stilen bislang kaum betrachtet wurden, soll in diesem Projekt die ethnische Dimension als wichtige Komponente explizit einbezogen werden. Um die Projektziele zu erreichen, sind im Rahmen von zwei Modulen intensive Feldstudien notwendig, in denen sowohl klassische als auch völlig neue Datenerhebungstechniken zum Einsatz kommen. Das Forschungsvorhaben soll für andere wissenschaftliche Disziplinen, wie Tourismusökonomie, Entwicklungsforschung oder Regionalforschung, neue Impulse erzeugen; darüber hinaus will es auch die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Gebirgsräume diskutieren.