Zielgerade am Universitätscampus Bundesstraße in Sichtweite
Nach Verzögerungen und Kostensteigerungen ist für die Neubauten am Universitätscampus Bundesstraße die Zielgerade endlich in Sichtweite: Nicht nur für das MIN-Forum und die Informatik, sondern auch für das „Haus der Erde“ gibt es nunmehr eine klare Fertigstellungsperspektive: Die Übergabe des „Haus der Erde“-Gebäudes ist für den Sommer 2026 vorgesehen.
Die Universität kann beginnen, Büros und Seminarräume ab diesem Zeitpunkt in Nutzung zu nehmen. Für die technisch anspruchsvolleren Labore im Westteil des Gebäudes ist nach individuellen Inbetriebnahmen mit den jeweiligen Instituten ein Nutzungsbeginn schrittweise ab dem Wintersemester 2026/27 geplant.
Ein Wasserschaden im Untergeschoss hatte im Frühling 2024 für eine deutliche Verzögerung bei der Fertigstellung der sonst nahezu abgeschlossenen Baumaßnahmen gesorgt. Inzwischen hat ein Gutachten festgestellt, dass der Wassereintritt mehrere Ursachen hatte. Die Schäden sind noch nicht final bezifferbar. Das städtische Immobilienunternehmen GMH | Gebäudemanagement Hamburg, das die Realisierung verantwortet, hat bereits im Jahresabschluss 2024 rund 60 Millionen Euro ausgewiesen, um aus dem Wasserschaden entstehende Mehrkosten sicher abdecken zu können.
Um die Schäden für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler so gering wie möglich zu halten, prüft die zur Finanzbehörde gehörende GMH auch in diesem Komplex juristische Schritte gegen baubeteiligte Unternehmen. Bezüglich der Klärung von Schadenersatzansprüchen läuft derzeit eine juristische Bewertung der vorliegenden Gutachten.
Finanzsenator Dr. Andreas Dressel: „Mit dem Großprojekt Haus der Erde an der Bundesstraße geht ein langer, schmerzlicher und herausfordernder Bauprozess zu Ende. Jetzt steht die finale Fertigstellung und Übergabe im absoluten Fokus. Aber klar ist auch, dass wir juristische Schritte prüfen und einleiten, um entstandene Schäden für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler so gering wie möglich zu halten. Positiv ist die Perspektive auf der anderen Straßenseite beim MIN-Forum, das schon vorher in den Betrieb gehen wird. Wir werden aus diesen beiden Projekten für die weiteren Wissenschaftsbauten unsere Lehren ziehen. In den nächsten Dekaden sollen mehr als sechs Milliarden Euro im Wissenschaftsbereich verbaut werden, in Bestandsgebäude und, wenn erforderlich auch in Neubauten für die Hamburger Hochschulen. Diese gewaltige Aufgabe gehen wir an. Hierbei werden uns auch die zusätzlichen Infrastrukturmittel, die über den Bund den Ländern und damit auch der Stadt Hamburg zur Verfügung stehen, helfen. Klar ist: Wir werden künftig – ähnlich wie bei unserem erfolgreichen Schulbau – auch im Wissenschaftsbau, überall dort, wo es möglich ist, verstärkt auf standardisierte und flexible bauliche Lösungen setzen.“
Wissenschaftssenatorin Maryam Blumenthal: „Mit dem Haus der Erde befindet sich ein Projekt in der Finalisierung, das auf die speziellen Anforderungen modernster Klimaforschung und Geowissenschaften ausgerichtet ist – ein über 22.000 Quadratmeter großes neues Zuhause für herausragende Wissenschaft. Ich bin sehr froh, dass das Gebäude, nach vielen Rückschlägen, 2026 an die Universität Hamburg übergeben werden kann. Mit der Fertigstellung des Haus der Erde und des MIN-Forums sowie des Neubaus für die Informatik schaffen wir für Forscherinnen und Forscher, die Mitarbeitenden der Universität und unsere Studierende gleich drei neue Hochschulbauten, in denen sie in Zukunft unter idealen Bedingungen an den großen Fragen unserer Zeit arbeiten können – ein weiterer Meilenstein für unseren Wissenschaftsstandort.“
Das Haus der Erde
Im Haus der Erde werden der Fachbereich Erdsystemwissenschaften sowie das Institut für Marine Ökosystem- und Fischereiwissenschaften aus dem Fachbereich Biologie einziehen. Ergänzend wird der Earth and Society Research Hub eingerichtet, in dem Natur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften gemeinsam die Folgen des Klimawandels untersuchen und der Exzellenzcluster Climate, Climatic Change, and Society (CLICCS) integriert.
Zusammen mit dem benachbarten Max-Planck-Institut für Meteorologie und dem Deutschen Klimarechenzentrum entsteht so ein international sichtbarer Forschungsstandort. Die Bauarbeiten begannen 2015. Verzögerungen ergaben sich, wie überall in der Baubranche, durch äußere Einflüsse wie die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine sowie fehlerhafte Planungen in der Anfangszeit. Im Frühjahr 2024 kam es zu einem erheblichen Wasserschaden, der zentrale technische Anlagen wie die Sprinkleranlage, Sanitärzentrale und Anlagen zur Kälteerzeugung im Kellergeschoss betraf.
In den vom Wasserschaden betroffenen Bereichen musste u. a. der Fußbodenaufbau entfernt werden. Die Gutachten zum Wasserschaden liegen nunmehr vor. Bei den Untersuchungen hat sich gezeigt, dass mehrere Ursachen für den Wasserschaden verantwortlich sind. Diese Schäden sind inzwischen behoben, so dass kein weiteres Wasser eindringen kann. In einigen Bereichen wurde der Ausbau zunächst zurückgestellt, hier ist zunächst ein Sanierungskonzept erforderlich. Für die betriebsrelevanten Bereiche der Technikzentralen konnte der technische Ausbau inzwischen mit Hochdruck wieder aufgenommen werden.
MIN-Forum und Informatik
Mit dem MIN-Forum und dem Neubau für die Informatik entstehen bis 2026 zwei neue Gebäude für die Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften (MIN). Hier sind Hörsäle, Seminarräume, eine Bibliothek und eine Mensa geplant. Auch der zurzeit noch in Stellingen ansässige Fachbereich Informatik zieht nach Abschluss der Bauarbeiten an den Campus Bundesstraße, um die Querschnittsdisziplin wieder am Standort Eimsbüttel zu integrieren.
Ein gemeinsames Untergeschoss verbindet die beiden Gebäudeteile. In einem Teil davon wird das Data-Center des Regionalen Rechenzentrums (RRZ) der Universität Hamburg Platz finden. Die beiden Gebäudeteile verfügen über sieben bzw. elf Geschosse. Es handelt sich um ein komplexes Bauvorhaben, denn mit dieser Höhe und Nutzung waren sowohl die baulichen Vorgaben für ein Hochhaus als auch für eine Versammlungsstätte zu berücksichtigen. Die beiden Gebäudeteile verfügen insgesamt über eine Nutzfläche von ca. 18.000 Quadratmetern (bzw. einer Mietfläche von 30.500 Quadratmetern).
Das Gebäude zeichnet sich durch viele Glasflächen für Transparenz in den Außenraum und Integration der benachbarten Öffentlichkeit aus. Auch Anwohnende können die Mensa zum kostengünstigen Essen nutzen. Gerade mit den Foyers sind helle, einladende Räumlichkeiten entstanden. Das Gebäude wird durch die Universität mit moderner Medientechnik ausgestattet. Zusätzlich befinden sich in den Gebäuden ein Schall-Labor und ein Labor für Virtual Reality (Einzelheiten hierzu über die Universität Hamburg). Baubeginn für die beiden Gebäude war im Jahr 2019. Bereits im Vorfeld wurde die an der Stelle des jetzigen MIN-Forums beheimatete Technikzentrale für den gesamten Fachbereich Chemie der Universität Hamburg aufwendig in einen unterirdischen Neubau verlegt.