Projekt: CAMaRSEC
PROJEKT: CAMaRSEC
CAMaRSEC – Klimaangepasste Materialforschung für den sozioökonomischen Kontext in Vietnam. Ermöglichen von Forschung und Entwicklung für nachhaltige Gebäude im sozioökomischen Kontext von Vietnam (gefördert durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, BMBF)
CAMaRSEC setzt sich zum Ziel, die Entwicklung und Umsetzung einer energieeffizienten, ressourcenschonenden und einer allgemein nachhaltigeren Baupraxis in Vietnam zu unterstützen. Auf Basis interdisziplinärer Problemanalyse und Grundlagenforschung geschieht dies durch die strategische und koordinierte Entwicklung grundlegender Infrastrukturen für Forschung, Kennwertbestimmung, Training und Ausbildung, sowie durch den Transfer wissenschaftlicher Ergebnisse in die Bau- und Planungspraxis. Das wichtigste Ziel ist die effektive Umsetzung der entwickelten Instrumente und Maßnahmen für energie- und ressourceneffizientes Bauen. Diese orientieren sich an die nationale Gesetzgebung für energieeffiziente Gebäude (National Technical Code for Building Energy Efficiency: QCVN 09:2017/BXD).
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 2,1 Mio € im Rahmen der „CLIENT II“-Initiative „Internationale Partnerschaften für nachhaltige Innovationen“ gefördert. Die Projektlaufzeit beträgt vier Jahre und zwei Monate vom 1. Juli 2019 bis 31. August 2023.
CAMaRSEC betrachtet das Thema nachhaltiges Bauen aus fünf Blickwinkeln, die zusammen den Lebenszykluskontext neuer Wohngebäude bilden: 1) Wohnkontext, 2) integriertes Entwerfen, 3) technische Grundlagen, 4) Ausführungsqualität und 5) Ressourcennutzung. Alle diese Themen sind darauf ausgerichtet ein effektives System zur Förderung des nachhaltigen Bauens (governance framework) aufzubauen. Der Wohnkontext umfasst dabei die aktuelle sozioökonomische Situation der Bewohner und die Qualitäten des Gebäudes im Hinblick auf die Bereitstellung von Komfort, Gesundheit und Wohlbefinden sowie auf das Gebäudemanagement. Der Aspekt des integrierten Entwerfens befasst sich mit dem Gebäude-Design, welches den Anforderungen der Nutzer, dem aktuellen Stand der Technik, dem lokalen Klima und dem Marktkontext angepasst ist. Die Dimension der technischen Grundlagen befasst sich mit Materialeigenschaften und der physikalischen Leistungsfähigkeit von Materialien und anderen bautechnischen Systemen. Die Ausführungsqualität ist das Bindeglied zwischen dem Entwurf und der praktischen Umsetzung des Gebäudes. In diesem Prozess sind Kenntnisse und handwerkliche Fähigkeiten notwendig, um Gebäude zu entwickeln, welche eine hohe Lebensdauer bei geringer Schadensanfälligkeit aufweisen. Der Aspekt der Ressourcennutzung zielt auf die langfristige Nutzung der Gebäudeelemente, ihre mögliche Anpassungsfähigkeit an neue Anforderungen und die potenzielle Wiederverwendung der Materialien am Ende des Gebäudelebenszyklus, sowie die ressourcenschonende Verwendung von Materialien in neuen Strukturen.
Das CAMaRSEC-Projektteam besteht aus einer Vielzahl vietnamesischer und deutscher Partner unterschiedlicher Fachdisziplinen. Die Projektleitung hat das Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung an der Universität Stuttgart, vertreten durch Dr. Dirk Schwede. Deutsche Konsortialpartner sind neben der Universität Hamburg das Fraunhofer-Institut für Bauphysik mit Sitz in Holzkirchen und Stuttgart, das Berufsförderwerk Bau Bildung Sachsen e.V. und der Industriepartner Netzsch Taurus Instruments AG. Auf der vietnamesischen Seite sind Partner die National University of Civil Engineering (NUCE) und das Vietnamese Institute for Building Materials (VIBM), das dem Bauministerium unterstehende College of Urban Works Construction und die Vietnam National Construction Consultants Corporation, alle mit Sitz in Hanoi, sowie in Ho-Chi-Minh-Stadt die Ton Duc Thang University.
Das Institut für Geographie der Universität Hamburg bearbeitet das Teilprojekt 2: Sozioökonomische Dimension, Governance und Verbreitungsmanagement. Hier werden dem Projekt grundlegende Daten zu gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Aspekten in Vietnams Bausektor und zu Vietnams Energiepolitik zur Verfügung gestellt. So liefert eine federführend von der Universität Hamburg entwickelte großangelegte Haushaltsumfrage Informationen zum Wohnkontext und Nutzerverhalten im stark wachsenden Segment der Wohnhochhäuser und allgemein zu Belangen von Nachhaltigkeit im Bedürfnisfeld Wohnen. In Kooperation mit dem Vietnamesischen Bauministerium werden Empfehlungen für innovative Politikansätze sowie für lokal angepasste Regelungsstrukturen im Bereich energieeffizientes und dauerhaftes Bauen erarbeitet. Als Beitrag zur Förderung der vietnamesischen Forschungsinfrastruktur wird ein Nationales Kompetenzzentrum für nachhaltiges Bauen an National University of Civil Engineering (NUCE) in Hanoi eingerichtet. In Kooperation mit den anderen Projektbeteiligten und wirkungsmächtigen Akteuren vor Ort entwickelt die Universität Hamburg zudem verschiedene Verbreitungsprodukte, welche die wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Breite tragen. Dies sind beispielsweise ein Handbuch für Grünes und Gesundes Wohnen oder die Organisation von Verbreitungsveranstaltungen mit lokalen Multiplikatoren wie der Europäischen Handelskammer und der CAMaRSEC-Konferenzen. Die Universität Hamburg ist zudem für die Organisation der Sitzungen und Berichte des Wissenschaftliche Beirats verantwortlich, welcher das Projekt vor allem im Hinblick auf lokale Umsetzungsaspekte berät.
Leitung Teilprojekt 2: Dr. Michael A. Waibel
Weitere Informationen sind auf der BMBF-CLIENT-Projektseite abrufbar: