Patagonien
Jürgen Böhner, Martina Neuburger, Silke Greth
Patagonien, die südlichste Landmasse der Erde, ist durch seine meridionale Erstreckung über 16 Breitengrade, durch die relative Lage zur Südamerikanischen Trockendiagonale und durch die orographischen Verhältnisse durch starke klimatische und naturräumliche Kontraste gekennzeichnet. Im Rahmen der Exkursion sollen diese klimatisch determinierten Unterschiede in der naturräumlichen Ausstattung der Großlandschaften, Landschaftsgürtel und Höhenstufen am Beispiel ausgewählter Teilregionen vorgestellt und potenzielle Konsequenzen des globalen Klimawandels für die naturräumliche Ressourcenausstattung und -nutzung bewertet werden. Obwohl Patagonien eines der am dünnsten besiedelten Gebiete der Erde darstellt, sind auch hier Globalisierungseffekte und damit verbundene Veränderungen lokaler Bewirtschaftungs- und Lebensformen mit kritischen ökologischen, sozioökonomischen und kulturellen Implikationen verbunden. Steigende (internationale) Ansprüche an den patagonischen Naturraum als „Ressource“ haben die Region zu einem umkämpften Raum um die Nutzung und Beziehung zur Natur gemacht. Die Exkursion bietet Gelegenheit einige dieser ökologischen, ökonomischen und sozialen Konfliktfelder und deren lokal-globale Zusammenhänge zu untersuchen und mögliche Lösungsstrategien zu diskutieren. Besondere Themenschwerpunkte bilden dabei territoriale Kämpfe gegen transnationale Megaprojekte wie Staudämme und Bergbau sowie der (internationale) Tourismus.
Wir werden das Reisen als kulturelle Praktik, als konstruktive und reflexive Tätigkeit in den Blick nehmen. In der Wahrnehmung vor Ort, über die Handlung des Reisens und in Diskursen über die Fremde und das Fremde wird Wirklichkeit, wird Geographie gemacht und „Raum“ produziert. Wir werden der Frage nachgehen, wie wir auf unserer Exkursion Geographie machen, Sinn zuschreiben und bestehende Deutungsmuster (re-)produzieren oder verändern. Das bedeutet einen Perspektivenwechsel zu vollziehen und nicht nur die „Geographie der Dinge“ in den Blick zu nehmen, sondern auch die „Geographie der Subjekte“, also uns selbst als Reisende. Um etablierte Weltbilder hinterfragen, die Pluralität von Weltbildern und sozialen Wirklichkeiten erkennen und Prozesse der Konstruktion sozialer Wirklichkeiten herausarbeiten zu können, ist es notwendig, sich auch mit modernen exkursionsdidaktischen Konzeptionen auseinanderzusetzen. Diese werden vor Ort an relevanten Themen angewendet, ausprobiert und reflektiert.