Ghost Towns und Wohnoasen in den Dolomiten
Leitung: Martina Neuburger, Ernst Steinicke
Inhalt:
Die Alpen gelten als ein naturräumlich, ökonomisch und sozio-kulturell sehr vielfältiger Raum. Während der Tourismus in einzelnen Regionen zum Wirtschaftssektor Nummer eins avanciert ist, kämpft die alpine Landwirtschaft vielerorts mit den vergleichsweise ungünstigen klimatischen Rahmenbedingungen und der Konkurrenz aus den übrigen europäischen Regionen. Entsprechend ist seit vielen Jahren eine Abwanderung aus hoch gelegenen Alpentälern zu beobachten, so dass einzelne Siedlungen komplett aufgelassen wurden. Dieses Ghost-Town-Phänomen fällt teilweise mit denjenigen Gebieten zusammen, in denen ethnolinguistische Minderheiten (Slowenen, Sprachinseldeutsche, Friulaner oder Ladiner in Italien, Rätoromanen in der Schweiz etc.) leben, die durch die Abwanderung ihrerseits um den Erhalt ihrer Kultur fürchten. In jüngster Zeit verzeichnen jedoch gerade diese Gebiete einen Bevölkerungsanstieg durch den Zuzug von meist städtischer Bevölkerung aus den nahen Regionalmetropolen, die sich auf der Suche nach attraktiven Wohnstandorten bewusst für diese kulturell außergewöhnlich strukturierten Alpentäler entscheiden und damit das dortige sozio-kulturelle Gefüge verschieben. Entgegen der Erwartungen sind es jedoch gerade die Newcomers, die die „lokale Kultur“ pflegen und fördern, so dass eine sehr spezifische Form der Produktion und Reproduktion von „Kultur“ stattfindet.