Wie aus Karten und Bildern die Welt entsteht: Ausstellung und Film
Leitung: Martina Neuburger, Paul Schweizer
Inhalt:
In den weltweit beobachtbaren Dynamiken der Stadtentwicklung zeigen Peripherisierungs-, Diskriminierungs- und Marginalisierungsprozesse ihre Wirkmächtigkeit in sozialräumlicher Segregation und Fragmentierung der städtischen Gesellschaft. Für große Teile der marginalisierte Bevölkerungsgruppen bedeutet dies ökonomisch eine Abdrängung in informelle Beschäftigungsverhältnisse und eine Einschränkung der Konsummöglichkeiten, sozial eine Destabilisierung von familiären und sozialen Netzwerken sowie eine Verdrängung in prekäre Wohnbedingungen, politisch eine Ausgrenzung aus Entscheidungs- und Partizipationsprozessen sowie kulturell eine Reduzierung der persönlichen und kollektiven Entfaltungsmöglichkeiten. Gegen diese komplex miteinander verwobenen Formen der Peripherisierung wehren sich die Betroffenen und antworten widerständig mit kreativen Aktivismen, kollektiven Aktionen, alltäglichen Praktiken und breiter Vernetzung.
Die Widerständigkeiten – verstanden als konstituierende Elemente kapitalistischer Urbanität – sollen in ihrer Wirkmächtigkeit analysiert werden. Dabei geht es darum, einerseits die lokalen Spezifika in ihrem historisch-gesellschaftlichen Gewordensein zu untersuchen und die zugrundeliegenden Machtverhältnisse zu benennen und andererseits die globalen Verwobenheiten und Gleichzeitigkeiten herauszuarbeiten. Folgende Fragen sollen erkenntnisleitend sein:
- Wie erleben Menschen ihr Dasein an der städtischen Peripherie und wie organisieren sie sich (mit ihren Mitmenschen) und ihr Leben, um mit dieser Ungleichheit umzugehen und wo möglich sich gegen sie zu wehren oder sie gar zu überwinden?
- Wie erleben vielfach migrantisch geprägte Gruppen der städtischen Randviertel ihren Zugang zu städtischen Ressourcen?
- Ist es den Menschen in den Peripherien möglich, sich das ihnen oft nur eingeschränkt gebilligte oder gar verwehrte Recht auf Stadt durch Selbstorganisation zu erkämpfen?
- Welche Dynamiken von Peripherisierung spielen dabei eine Rolle?
- Enthalten die von peripherisierten Bevölkerungen entwickelten Strategien urbanen Zusammenlebens relevante Erkenntnisse für progressive Stadtplanung und Stadtpolitik im 21. Jahrhundert?
Im Großraum Neapel lässt sich an verschiedensten Beispielen, die jeweils aus einer spezifischen historischen-politischen Konstellation heraus entstanden sind, zeigen, wie Peripherisierungs-, Prekarisierungs- und Marginalisierungsprozesse auf einzelne Bevölkerungsgruppen wirken und welche Widerstandsformen daraus entstehen.