Umweltkonflikte in den peruanischen Anden: Eine integrative Studie
Leitung: Martina Neuburger, Wolfgang Gurgiser, Mattes Tempelmann (Red Muqui, Lima)
Inhalt:
Die peruanische Andenregion ist sowohl durch zunehmende Globalisierungsprozesse als auch durch die Folgen des globalen Klimawandels in besonderer Weise in aktuelle gesellschaftliche und ökologische Entwicklungen eingebunden. Vielfältige Verflechtungen, Wechselwirkungen, Abhängigkeiten und Hierarchien zwischen globalen, nationalen und regionalen, zwischen gesellschaftlichen und ökologischen Prozessen werden damit relevant. Zwei Aspekte sollen während des Studienaufenthalts im Callejón de Huaylas in den nördlichen peruanischen Anden thematisiert und sowohl mit humangeographischen als auch mit physiogeographischen Methoden analysiert werden:
1. Klimawandel und kleinbäuerliche Landwirtschaft
Im Callejón de Huaylas stellt die Cordillera Blanca in den tropischen Hochgebirgen weltweit die am höchsten vergletscherte Region dar. In den letzten Jahrzehnten ist ein kontinuierlicher Gletscherrückzug zu beobachten, der zu einer Veränderung der Wasserverfügbarkeit für die Bewässerungslandwirtschaft führt. Gleichzeitig – so die regionalen Diskurse – erzwingen die Folgen des Klimawandels wie beispielsweise die Veränderung der Niederschläge von der kleinbäuerlichen Landwirtschaft Anpassungsstrategien. In den Kosmologien der quechua-sprechenden Bevölkerung sind jedoch völlig andere Sichtweisen auf Natur und natürliche Prozesse relevant, die durch die Strategien der Anpassung, die von politischen Akteuren und NGOs vor allem propagiert werden, verdrängt und negiert werden.
Methoden:
Mit Befragungen, kollektiven Kartierungen und teilnehmender Beobachtung werden die Bedeutung der Landwirtschaft für die ländliche Bevölkerung in der Quebrada Shallap sowie ihre Wahrnehmung und ihr Umgang mit den Folgen des Klimawandels analysiert. Zur Untersuchung der Bedeutung von kleinklimatischen Variabilitäten in der Quebrada Shallap sollen im Rahmen eines kleinen Messprojektes Niederschlagsmesssysteme entlang des Transsekts von der Gletscherlagune bis zum Vorfluter installiert werden. Die Studierenden haben nach einer Einschulung die Aufgabe, gemeinsame mit lokalen „Stakeholdern“ Grundbesitzer zu informieren und geeignete Messstandorte zu finden.
2. Bergbau und Widerstand
In der Cordillera Negra, der nicht vergletscherten Gebirgskette des Callejón de Huaylas, wird seit den 1990er Jahren durch transnationale Bergbaukonzerne ein hoch-technisierter Tagebau zum Abbau von Gold betrieben, der große Mengen an Wasser benötigt. Neben der Empörung über die rücksichtslose Ausbeutung von „nationalen Reichtümern“ durch internationale Akteure wehrt sich die lokale Bevölkerung vor allem gegen den Entzug von Wasser, die Verschmutzung der Gewässer und andere Umweltschäden, die ihren Lebensalltag und die landwirtschaftliche Produktion beeinträchtigen. Einerseits formieren sich daraus Widerstandsgruppen. Andererseits versucht aber der Bergbaukonzern durch umfangreiche Infrastruktur- und Fördermaßnahmen die negativen Folgen zu minimieren und gleichzeitig den Widerstand zu brechen.
Methoden:
Mit Hilfe von Experteninterviews und Gruppendiskussionen werden die sozialen Folgen des Bergbaus für die lokale Bevölkerung herausgearbeitet, die Praktiken der Widerstandsbewegungen und die Entwicklung alternativer Perspektiven analysiert. Parallel dazu soll mit Wasseranalysen untersucht werden, inwieweit die Wasserqualität vom Bergbau beeinträchtigt wird und Schadstoffe und Schwermetalle in Trink- und Bewässerungswasser eingetragen werden.
Da schon seit einigen Jahren im Callejón de Huaylas ein Forschungsprojekt läuft, können alle Forschungsarbeiten in Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren durchgeführt werden:
- Unidad de Glaciología: Behörde und Forschungseinrichtung, die Klimawandel und Gletscherrückgang beobachtet
- Nationalpark Huascarán
- Red Muqui: NGO, die Widerstandsbewegungen gegen Bergbaugroßprojekte unterstützt
- Autoridades der comunidades rurales