Projekt: ÄTHIOPIEN
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Machbarkeitsstudie für ein UNESCO Biosphärenreservat Desa’a Forest –
Verbesserter Schutz von afromontanen Trockenwäldern durch partizipatives Waldmanagement, stärkere Integration lokaler Interessen sowie gemeinschaftliche Schärfung von Umweltbewusstsein in Äthiopien.
Äthiopien gehört zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Erde und steht vor großen sozialen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen. Ein rasantes demographisches sowie auch wirtschaftliches Wachstum generiert äußerst dynamische sozioökonomische Transformationsprozesse, die in massiver Übernutzung der natürlichen Ressourcen und nicht nachhaltigen Landnutzungsstrategien resultieren.
Die einst ausgedehnten Waldbestände Äthiopiens haben von rund 40% zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf unter 3% im Jahr 2018 abgenommen. Der Desa’a Forest ist einer der flächenmäßig größten verbliebenen Waldbestände in der Trockenwaldzone Nord-Äthiopiens. Als Biodiversitäts-Hotspot mit signifikanter Funktion für den Landschaftswasserhaushalt sichert er die Subsistenzgrundlage von mehr als 250.000 Menschen in 34 umliegenden Gemeinden. Illegaler Holzeinschlag und Expansion von landwirtschaftlichen Nutzflächen haben die Waldfläche des Desa’a Forest zwischen 1972 und 2018 um etwa 40% reduziert. Um weitere Degradierung und Waldvernichtung zu vermeiden, ist eine Umsetzung nachhaltiger Land- und Waldmanagementstrategien unter Einbindung der lokalen Bevölkerung dringend geboten, wie sie z.B. im Rahmen von UNESCO-Biosphärenreservaten angestrebt wird. Zielsetzung des F&E-Vorhabens ist die Konzeption und Etablierung eines UNESCO-Biosphärenreservates Desa’a Forest in Kooperation mit der Regionalregierung des Bundesstaates Tigray. Das Gesamtvorhaben gliedert sich in ein forschungsorientiertes und in ein anwendungsbezogenes Teilprojekt.
Ausgehend von einem politisch-ökologischen Ansatz erfolgen die forschungsorientierten Arbeiten im Rahmen von community-based participatory research mit dem Ziel, einen praxistauglichen und auf andere Zielregionen übertragbaren Ansatz für ein partizipatives Waldmanagement in Äthiopien zu entwickeln. Nach einer Akteurs- und Stakeholderanalyse wird untersucht, wie waldrelevante Akteurshandlungen mit Hilfe partizipativer Methoden und unter Integration lokaler Interessen, Fähigkeiten und Wissensressourcen bestmöglich in regional angepasste und ganzheitlich ausgerichtete Waldmanagementstrategien überführt werden können, wie gesellschaftliches Bewusstsein für durch waldrelevante Akteurshandlungen generierte sozioökologische Konfliktkonstellationen auf lokaler Ebene gemeinschaftlich geschärft werden kann, und wie sich ein entsprechendes partizipatives Waldmanagement auf die Akzeptanz, gesellschaftliche Tragfähigkeit und Effektivität eines großräumigen Schutzgebietes auswirkt. Das anwendungsbezogene Segment integriert während der Projektlaufzeit fortlaufend die Erkenntnisse des forschungsorientierten Segments.
Primäres Ziel ist die Erarbeitung eines Nominierungsantrags für ein UNESCO-Biosphärenreservat Desa’a Forest in Kooperation mit der zuständigen Regionalregierung auf der Grundlage des erarbeiteten Konzepts eines effektiven und regional zugeschnittenen partizipativen Waldmanagements. Darüber hinaus wird ein Kompetenznetzwerk zur Vermittlung und zum Austausch internationalen Wissens zur Etablierung von Biosphärenreservaten unter Einbindung lokaler, regionaler und nationaler Stakeholder geschaffen sowie der Aufbau eines Green Church Programmes zur Stärkung von Umweltbewusstsein unter der lokalen Bevölkerung durch die lokalen religiösen Institutionen realisiert. Erste Implementierungsschritte des erarbeiteten partizipativen Managementkonzepts umfassen u.a. die Schaffung eines legislativen Rahmens und die Eingrenzung und Zonierung des zukünftigen Biosphärenreservates. Das Vorhaben ist auf eine Laufzeit von 18 Monaten konzipiert. Im Anschluss ist ein gemeinsames Projekt mit der Mekelle University und der Regionalregierung von Tigray vorgesehen, in dem die weiteren Schritte der Einrichtung des Biosphärenreservats und die Erstellung eines entsprechenden Monitoringkonzepts erfolgen.
Laufzeit: 2020-2021
Koordination: Prof. Dr. Udo Schickhoff, CEN; M.Sc. Simon Strobelt, CEN
Projektberatung: Michael Succow Stiftung
Projektfinanzierung: Deutsche Bundestiftung Umwelt